Schachfreunde Burg von 1966 e.V.

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Ziele haben - wie im ganz normalen Leben - nur einen Sinn: Schulden. Indem man sich ein Ziel setzt, nimmt man gleichzeitig eine Schuld auf sich, die man (für sich oder für andere) abbezahlen will, um anschließend seinen Mehr-Besitz zu genießen. Angenommen, jemand hat Ziele wie Meisterschaft holen, Wertungszahl steigern oder Klassenerhalt sichern, so ist der/die Schachspieler/in zunächst in einer Schuld gegen sich als Person oder gegen andere. Die Person investiert die Zeit in Schach, damit es die Meisterschaft holt usw. Wenn sie die Meisterschaft holt usw., finden der/die Schachspieler/in Bestätigung in der eigenen Person: z.B. "Es hat sich gelohnt, dass Schachtraining dem Fussballspielen vorzuziehen." usw.

Gesetzt dem Fall, der Schachspieler holt nicht die erhoffte Meisterschaft, steigert nicht die Wertungszahl oder steigt mit seiner Mannschaft sogar ab, so kann man sich denken, was mit der Person los ist, wenn sie bemerkt, dass sie als Schachspieler alle ihre Ziele (Schulden) nicht bedienen kann. Es können sich Schuldgefühle einschleichen, die zu einer Abschreibung am bisher erworbenen Besitz werden. Dafür, dass die Ziele nicht erreicht wurden, denkt sich die Person, ist die Schuld ja noch da, nur irgendwo anders. Man ahnt es schon. Das eigene Schachspiel wird in Frage gestellt: "Bringt doch alles nichts. Ich hör auf." Was dieser Zahlungsausfall bedeutet, lässt sich recht gut unter dem Begriff Krise subsumieren.

Was damit gesagt werden soll, ist folgendes: Ziele und Erwartungen sind zwar die treibende Kraft für den Kapitalverkehr, jedoch sollte man das Risiko dieser Schuldenmacherei deliberativ einkalkulieren. Wer nicht das vorhandene Leistungsvermögen besitzt, um seinen Renditewahn zu befriedigen, sollte kleinere Brötchen backen. Außerdem schleichen sich schnell gefährliche Selbstverständlichkeiten ein: Man steigt auf, sichert zweimal den Klassenerhalt und anschließend wird es selbstverständlich, dass man in dieser Spielklasse spielt. Die Schuld "Aufstieg" wird transformiert in "Klassenerhalt". Das ursprüngliche Ziel gilt somit als getilgt. Daraus folgt aber auch gleichzeitig, dass bei einem Abstieg plötzlich die blanke Panik einsetzt, da eine alte Schuld sich mit einer anderen (dem Klassenerhalt der höheren Spielklasse) summiert.

Es genügt mir daher nur ein Satz zur Widerlegung des Aberglaubens, man müsste Ziele besitzen:

Gesetzt dem Fall, es gebe einen unschlagbaren, allerbesten Schachspieler, ob Mensch oder Maschine, so besitzt dieser qua Definition keine Ziele mehr. Wer stark ist, braucht keine Ziele. Er holt eh alles, was ihm zusteht. Mit Zielsetzungen oder Zweckmäßigkeiten hat er nichts zu tun. Vielmehr ist er selbst ein Ziel. An solchen Mentalitäten gibt es viel zu lernen.

 

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