Schachfreunde Burg von 1966 e.V.

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Zunächst einmal ist die Ressource Zeit, ganz gleich welcher Weltanschauung man auch angehört, geschenkt. Je nach Weltanschauung gibt es unterschiedliche Rechtfertigungsversuche für das Geschenk ex nihilo – vor wem man auch immer seine Rechtfertigung abliefern will, ob Gesellschaft oder ein höheres Wesen. Sagt z.B. jemand von sich, dass Schachspielen vergeudete Zeit ist, so ist es immer in Bezug auf seine Weltanschauung, dass diese Person die Ressource nicht vernünftig investieren kann oder konnte, um seine inkorporierte Bringschuld für sein Geschenk zu bezahlen. Schach zu spielen anstelle von Hausaufgaben zu machen und es retrospektiv als „vergeudet“ zu stigmatisieren – dieses Urteil bedeutet nämlich, dass der Habitus zuerst Erfolg im Schulsystem nachweisen muss, damit er einen sicheren Platz im Produktionssystem der Gesellschaft einnehmen kann, die ihm dadurch sein Geschenk rechtfertigt. Nicht zu verwechseln mit der Moral eines Schachspielers: Diese/r muss sich zuerst im Schach engagieren, um dort Erfolg nachzuweisen, welcher ihm dann versichert, dass seine Zeit „gut“ angelegt war.

Ich leugne daher irgendeine absolute Position, von wo aus man sagen könnte, das Schach an sich gut/schlecht/sinnvoll/nutzlos usw. wäre. Vielmehr ist es wichtig, wer gerade spricht. Ist es der Schachspieler, ein Vereinsmitglied, Fussballspieler usw. oder die Person? Selbst wenn man es radikalisiert und behauptet, man könne mit Schach seine Zeit vergeuden, so wird es dadurch verschenkte Zeit, mit der andere vielleicht etwas anfangen konnten.

Als Person bleibt da wohl nichts anderes übrig, als zu seiner Geschichte zu stehen und eine Moralisierung der Epochen zu vermeiden. Bekanntlich sind es ja auch immer Sieger, die die Geschichte schreiben.

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