Schachfreunde Burg von 1966 e.V.

Was ist denn nicht alles passiert, bevor die Saison überhaupt angefangen hat. Die Schachfreunde Burg hatten gerade erst eine ihrer erfolgreichsten Spielzeiten – sowohl in der Jugend, als auch bei den Erwachsenen – hinter sich, als eine Enttäuschung nach der anderen folgte. Verbandsliga-Klassenerhalt aber unglücklicher Abstieg in die Bezirksliga. Vorsitzender weg. Weitere Spieler folgen – aus Krankheit, beruflichen  oder privaten Gründen (Ich hoffe nicht aus Enttäuschung). Jugend verpasst knapp den Aufstieg in die höchste Spielklasse Deutschlands, aber dann doch: die Sensation. Jugendbundesliga Nord. Gelder müssen eingetrieben werden. Alles kein Problem. Das 4200-Seelen Kaff misst sich mit den besten Jugendteams in Norddeutschland. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte. Darauf kann man stolz sein. Doch so wie ich die Jungs kenne, ruhten sie sich nicht auf ihren Erfolgen aus. Manche redeten sogar von Klassenerhalt.

 

Und dann die Saison...

 

Besser als die Aufstiegssaison

Bei den Erwachsenen spürte man den Weggang von Stammspielern der ersten. Aber andere rücken nach und: Sie überzeugen. Die Saison verläuft, obwohl die Bezirksliga in diesem Jahr besonders gut besetzt und hart umkämpft war, wie ein Warmlaufen für die Verbandsliga. Bis zur siebten Runde ist Burg Tabellenführer. Dann die herbe Niederlage gegen den anderen Favoriten aus Elmshorn gegen den man noch in der Verbandsliga locker mithalten konnte. Die Chance auf den Wiederaufstieg ist verpasst. Dahin. Macht aber nichts. Die Schachfreunde aus Burg sind guter Dritter mit sechs Siegen, einem Unentschieden und zwei Niederlagen. Besser als in der Aufstiegssaison. Das alles ohne fünf (!) ihrer ehemaligen Verbandsliga-Spieler. Die Jugendarbeit zahlt sich mal wieder aus. Wo wären wir heute ohne unseren Jugendwart...

Seine Schützlinge genießen 2011-2012 ein ganz besonderes Privileg. Aus der Bezirksklasse über Bezirks- und Verbandsliga zu einem etablierten Landesligisten aufgestiegen, entwickelte sich die erste Jugendmannschaft von einem Abstiegskandidaten zum Bundesligisten. Ja, ich tue es schon. Ich glorifiziere die Leistung, auch wenn ich bloß in den unspektakulären Jahren der Jugend mitgespielt und mitgewirkt habe. Dennoch bleibt es eine Auszeichnung für die Ewigkeit, die einmal mehr beweist, dass Beharrlichkeit, Fleiß und Selbstvertrauen sich bezahlt machen. In der Bundesliga waren die Burger Jungs oft Punktelieferanten für die anderen Mannschaften. Na gut, seien wir ehrlich. Es gab vier deutliche und drei weniger deutliche Niederlagen. Aber es wurden auch zwei Siege gefeiert. Von den DWZ her war vielleicht der ein oder andere Sieg mehr drin gewesen. Theoretisch. Kontrafaktisch. Alles spekulativ, denn nun steht die Endtabelle fest. Burg auf dem neunten Platz von zehn. Abstieg in die Landesliga. Eineinhalb Siege vom Klassenerhalt entfernt. Was soll‘s. Das Spiel geht weiter. Der Erfolgs-Weg bleibt und kann nicht mehr genommen werden. Man hat gezeigt, wie ein kleiner Ortsverein auch ohne eine Söldnertruppe und nur mit ortansässigen Spielern Bundesligist werden kann. Der Verein nimmt das, was er hat, was ihn zu dem macht, was er ist.

 

Wie war’s denn nun?

 

Das Spiel geht weiter. Der Erfolgs-Weg bleibt.

Die Saison spielerisch bewerten – das ist immer ein unmögliches oder gar unnötiges Unterfangen. Doch angesichts des Spielerschwundes bei den Erwachsenen ist der dritte Platz als ein sehr gutes Saisonergebnis zu bezeichnen. Der Verein hat eine der jüngsten Mannschaften  an der Westküste und ist bereit für die nächste Aufstiegsserie. Diesmal bei den Erwachsenen? Oder doch nicht? Vielleicht wird diese logisch einzig mögliche Schlussfolgerung durch einige enttäuschende Überraschungen vereitelt. Doch was wäre das nur für ein zukünftiger Weg, wenn er nicht mal hoch und wieder runter geht, mit Aufstieg und Fall verbunden wäre? Sind wir alle solche Engel, dass wir nicht auch mal durch die Hölle gehen dürfen?

Der neunte Platz der Jugendmannschaft verbunden mit dem Abstieg aus der Jugendbundesliga ist auch eine sehenswerte Saisonleistung. Denn man darf nicht vergessen. Im Schach gibt es ja noch die Marktwerte (DWZ, ELO). Der Marktwert der Jugendmannschaft hat insgesamt zugenommen. So deutlich wie nie zuvor. Aber was sind schon Zahlen, wenn die meisten unserer Spieler fast nur Ligaspiele in ihren Auswertungen führen. L. Nonnenmacher, H. Rosenburg,  T. Rosenburg, H. Janke, T. Skambraks, P. Schramm, J. Hennig, N. Mißfeldt – das funktioniert nur als ein Team. Es wäre falsch, bei einer geschlossenen Mannschaft, die jahrelang miteinander trainiert und voneinander profitiert, auf Einzelleistungen zu schauen und den einen als wertvoller zu betrachten als den anderen. Zwar scheidet nächste Saison am ersten Brett L. Nonnenmacher altersbedingt aus, aber nominell gesehen (falls das überhaupt entscheidend ist), ist die Jugendmannschaft so stark wie nie zuvor. Eben als Mannschaft haben sie sich wieder enorm gesteigert.

 

Dekadente Kaderentwicklung?

 

Spieler kommen und gehen. Die Mannschaft aber, die bleibt.

Welche Veränderungen gibt es im Kader für die nächste Saison? P. Janicki zieht die Konsequenzen aus seinem Wohnsitz und wechselt den Verein. Er bleibt aber passives Mitglied so wie einige andere auch, die nur so in der Reserve stehen und auf die richtigen Umstände warten, bis sie für diesen ihren Verein wieder (oder endlich) spielen können. Doch ich sehe schon, es könnten bloße Vermutungen meinerseits sein, dass die Leute wiederkehren. Die Chance für den Pessimismus ist gekommen. Denn die Mitgliederzahlen sind rückläufig. Die Jugendmannschaft ist dazu in einem natürlichen Prozess der Selbstauflösung. Die Spieler werden älter, ziehen womöglich weit weg und von unten wächst wenig nach. Machen wir uns also nichts vor. Es wird Zeit, sich seinen Platz auf dem Vereinsfriedhof auszusuchen usw. Bla.

 

Ein Ratschlag an meine und deine Vereinsspieler

 

Ich habe nie viel von solchen Prophezeiungen gehalten. Was nicht geschehen ist, gibt es nicht. Man sollte nie länger planen als eine Saison. Diese eine Saison. Die wirklich bevorstehende. Darüber hinaus ist alles Zeitverschwendung. Jeder Gedanke, jede Hoffnung. Es ist, als würde man nicht einmal ein Spiel angefangen habe und sich trotzdem den Kopf darüber zerbrechen, was im übernächsten alles möglich ist. Die Mannschaft in drei, vier Jahren – das sind wir nicht. Wir sind jetzt so. Das ist das, was die volle Wirklichkeit von irgendetwas auszeichnet. Das etwas so ist, wie es jetzt ist. Davor oder danach ist es nicht es selbst. Sondern anders.

Über die Zukunft lässt sich nichts sagen. Es ist gut möglich, dass es ruhiger im Verein wird. Die Spielerabgänge sind faktisch, tatsächliche Geschehnisse. Aber es braucht keine Nihilisten oder Pessimisten, welche den Untergang predigen, anbeten und daran arbeiten, weil sie sich dann innerlich freuen, wenn sie Recht behalten. Auch nicht solche Schuldeneintreiber, weil sie spielerische Erfolge verrechnen und in Relation setzen, um sich dann Jahr für Jahr unnötige Ziele (Schulden) zu setzen.

Es braucht diese Visionäre, um auf ein Wort unseres Jugendwartes hinzuweisen. Solche gesunden Geister, die mit einem bloßen „Was soll’s?“ sich in das Abenteuer stürzen und Aufstieg und Fall nur als zwei Seiten der einen Medaille betrachten, die ihr Lebensweg ihnen bereitstellt. Vielleicht muss man einfach nur bereit sein, harte Bisse zu schlucken, um das Leben in seinen vollen Zügen genießen zu können. Aber das ist nur meine Meinung. Wie ist deine?

 

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