Schachfreunde Burg von 1966 e.V.

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3. Die Wahrheitspolitik im Schach

 

Der unbestimmte Rechtsraum, also die Sphäre, in der die Gerechtigkeit noch nicht festgelegt ist und in der es auch keine geben kann, kann unmöglich von einem Schiedsrichter geregelt werden. Der Richter würde in jedem Fall parteilich sein, wenn er über eine Notsituation urteilt, da er es nur mit seinen Wahrheitskriterien machen kann, die nicht dafür gelten. Geht aus irgendwelchen Gründen der Feueralarm los, so kann es keinen Schuldigen im Spiel geben, wenn es abgebrochen wird. Für gewöhnlich sucht man dann nach einer Ausgangssituation, die allen Beteiligten wieder eine faire Situation bietet, die vor allen gerechtfertigt werden kann.

 

Der unbestimmte Rechtsraum ist der Lebensraum von Politikern. Politik, das ist in erster Linie ein Kampf um das soziale Sosein, also was fortan als richtig und falsch, gut und schlecht, gesund und ungesund usw. zu gelten hat. Auch im Schach gibt es Politik und ihre Akteure, die darüber debattieren, wie ihr Markt funktionieren soll.

 

 

 

Beispiel Doping

Soweit ich das von meiner Wahrnehmung aus beschreiben kann, gewann dieses Thema in den letzten Jahren zusehends an Aufmerksamkeit, sodass selbst bei der letzten Deutschen Jugendmeisterschaft dafür geworden wurde.

Was heute noch undenkbar ist, kann über die Interessenarbeit von Marktaufsehern (wie den Funktionären der FIDE) morgen schon "Realität" besitzen. Wenn diese sich darauf einigen, dass Kaffee Doping ist, dann würden theoretisch alle Kaffeetrinker zu einem Wettbewerbsvorteil greifen, wenn sie auf den von FIDE angebotenen Turnieren nebenbei Kaffee trinken würden. Alle KaffeetrinkerInnen wären dort im Unrecht und es wäre nicht gerecht gegenüber den anderen, dass sie Kaffee trinken. Das Beispiel zeigt auch, dass die Bestimmung des Unbestimmten (und damit, was als richtig und falsch zu gelten hat) keine reelle Nachfrage seitens der Schachspieler benötigt, sondern die Reaktion des Marktanbieters (die Institution FIDE) auf ein scheinbares Problem (Doping) ist, womit das bisherige Normsystem nicht fertig wird. Wann beginnt Doping? Der Anbieter möchte daher, fast schon hysterisch, die Qualität seines Produktes (Schach-Olympiade) sichern, ganz gleich, ob die Zielgruppe damit einverstanden ist.

Die Lobbyisten der Anti-Doping-Gruppierung versuchen daher, ihre Wahrheitskriterien in das Rechtssystem zu indoktrinieren. Die Öffentlichkeitsarbeit gehört ebenfalls zum Programm, um bei den Konsumenten ein Bewusstsein darüber zu schaffen, warum Doping ungesund für sie ist (siehe DSJ-Propaganda: "Die Leistung bist Du!").

Politiker sind wichtig. Vor hundert Jahren war Doping im Schach kein Thema. Es benötigt Akteure, die solche Kämpfe untereinander austragen und auf das Unbestimmte und Willkürliche so reagieren, dass die Ausgangsbedingungen weiter fair für alle Betroffenen sind und niemanden einen Nachteil bescheren.

 

 

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