Schachfreunde Burg von 1966 e.V.

Im ersten Teil, wo es um die Grundlegung einiger Begrifflichkeiten ging, wird der Verein als eine künstliche Person angesehen, die hauptsächlich dem Profitinteresse des Schachspielers und seiner Person dient. Die Mitgliedschaft in einem Verein ist verbunden mit einer Einschränkung von Freiheitsgraden - der Schachspieler spielt nicht nur für sich, sondern vor allem für den Verein, der ihm Vorteile in Aussicht stellt -, aber auch mit einer Multiplikation der Profitmöglichkeiten (Vereinsturniere, Spielabende usw.) und Kostensenkung, wie etwa, dass man externe Kompetenz aus dem Verein wahrnimmt (in Form des Trainings) und dadurch unnötigen Zeitverlust vermeiden kann.

 

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Der Verein ist räumlich nirgendswo lokalisierbar. Jeder Verein besitzt zwar einen Standort, aber es sind einzig die Mitglieder (Mitarbeiter), die in ihrer Gesamtheit den Verein bilden und wodurch erst das Vereinswesen am Leben gehalten wird. Für unsere Zwecke können wir das Vereinswesen zuerst in folgende Punkte gliedern:

  1. Den Vereins-Körper als eine Ansammlung von existenten Personen, die je in

  2. der Vereins-Geschichte gelebt haben, und darin Vereinsarbeit leisteten, wodurch sie

  3. Vereins-Kapital akkumuliert haben.

Um den Körper am Leben zu erhalten, soll heißen: um dafür zu sorgen, dass laufend Personen in die Geschichte integriert werden, sind die basalsten Gelingungsbedingungen die, dass der Verein seine eigene Chronik schreibt, die von der Vereinsarbeit der MitgliederInnen abhängig ist.

Einen Verein können wir somit wie ein Unternehmen betrachten, welcher sich immer wieder auf einem gesamten Markt (Feld, Raum) von anderen Vereinen behauptet. Der Verein bietet den Konsumenten

(SchachspielerInnen und sonstige Personen) ein spezifisches Vereins-Angebot, welche diese durch eine vertragliche Mitgliedschaft wiederrum beeinflussen können, indem sie etwa anhand ihrer Marktpreise (Titel, DWZ, Elo usw.) das Produktionssystem verbessern können. Ein effizientes Produktionssystem versteht es jedoch auch, eine Propagandamaschinerie auf längst Vergangenes einzurichten, da diese Leistungen schließlich dem Verein gehören, weil die einzelnen Körperteile dafür gearbeitet haben. Insofern ist es absolut wichtig, dem Verein ein Gedächtnis zu geben, welches sich in Form einer eigenen Homepage ausgezeichnet amputieren lässt.


Durch die Investition von Zeit (Vereinsarbeit, Mitarbeit) entwickelt sich bei den MitgliederInnen eine Art Bewusstsein für das Vereinswesen. Wer lange dabei ist, versteht die Vereinsgeschichte besser als ein Neuankömmling. Allerdings ist eben nicht der rein zeitlich dokumentierte Aufenthalt im Verein entscheident für das Mitglied, denn es kann sich ja auch um ein passives Mitglied handeln, welches zwar angemeldet ist, aber nicht am Vereinsleben beteiligt ist. Insofern muss das Vereins-Kapital gesondert betrachtet werden, soll heißen: Etwas, was dazu beiträgt, dass der Verein seine Grenze zwischen sich und etwas "anderem" aufrechterhalten kann.

Wem etwas gehört, setzt ein Medium ein, wodurch er eine Unterscheidung zwischen sich und etwas anderem erzielen kann. Vereinsarbeit, d.h. wo man Zeit für den Verein aufwendet, bedeutet eben unter anderem, dass andere Vereine diese Zeit nicht bekommen, wodurch das Mitglied im Verein für den Verein arbeitet.

Vereinsarbeit ist nicht nur auf signifikante Tätigkeiten im Verein beschränkt - wie etwa Vorstandsarbeit, Spieldienst, Fahrerdienst, Training usw. - sondern beginnt schon bei der bloßen Nennung eines Vereinsnamens. Diese Abgrenzungsarbeit findet sich schon auf unscheinbarer Ebene eines Einzelturniers wieder, wenn dort etwa die SchachspielerInnen ihr Etikett mit sich tragen. Der Abgrenzungsmechanismus wird dadurch verstärkt, indem etwa der Verein im Falle eines Turniersieges das produzierte Gut benutzt, um sich weiter von den "anderen" zu distanzieren. Denn es ist eben "unser Spieler der Turniersieger" usw. Dadurch versteht sich von selbst, woher das Prestige kommt. Man kennt eben nicht alle Vereine gleich gut, weil einige wenige ("erfolgreichere") öfters einen bemerkbaren Schnitt zwischen sich und ihrer Umwelt setzen konnten. Sie besitzen sozusagen mehr Vereinskapital in Bezug auf ein gesamtes Feld von Vereinen, das sich dieses gegenseitig zuschreibt. Die weniger Bemerkbaren sind halt die, die sich nicht rigoros abgrenzen können - "Vereine unter vielen".


Mit dem Vorstand besitzt ein Verein zumindest eine objektive Stimme, die im Namen des Vereins sprechen darf. Sie zieht nach jedem Geschäftsjahr eine Bilanz auf einer Mitgliederhauptversammlung und berät über den (Gesundheits-)Zustand des Vereinswesens und seine Perspektive. Was durch die Inklusion verselbstständigt wird, dass nämlich jedes Mitglied die gleiche Vereinssprache sprechen muss, um von den anderen verstanden und akzeptiert zu werden, erfordert jedoch auch eine unterschiedliche Tonhöhe. Ein Vorstandsmitglied kann zwar über das Gleiche sprechen wie ein Neuankömmling, beide sagen jedoch nicht das Gleiche. Als maßgebend für die Aussagekraft gilt das durch Vereinsarbeit zugesprochene Kapital, welches sich in Ämterklassifikationen, aber auch Leistungsansprüchen von Mitgliedern ("Wenn dies nicht so geschieht, wie ich es will, gehe ich") symbolisiert wird.

Im Kampf um die richtige Artikulation der Mitglieder - also was fortwährend als "wahr" für den Verein zu gelten hat, wie der Verein zu sein hat, wie gelebt werden soll usw. – sind die Drohmittel gleichzeitig auch Enteignungsversuche am Verein. Denn jeder Verlust eines Mitglieds bedeutet, dass in der kommenden Saison Vermögen fehlt.

Diese philosophischen Diskurse können daher Schaden im Vereinswesen anrichten, wenn nicht einheitliche Spielregeln für das Sprechen gelten. In allen gesellschaftlichen Spielen - sei es Schule, Beruf, Familie usw. - finden sich bestimmte Spielregeln, an die man glauben muss, da ansonsten eine flüssige Kommunikation (und damit ein reibungsloser Güterverkehr) unmöglich wäre. In der Schule duzen die Schüler keine Lehrer, mit dem Vorgesetzten redet man in den allermeisten Fällen nicht wie mit Freunden usw. - alles das sind nur zwei Beispiele für Selbstzensur.

Wie ist es im Verein? Selbstverständlich profitiert niemand davon, wenn man sich beschimpft. Auch wird über bestimmte Inhalte nicht gesprochen, da man sich sonst nicht verstehen könnte: Quantenphysik, Farbe der Unterhose usw. Wäre es dann nicht notwendig, dass ein Vereinsmitglied gewisse andere Dinge auch zensiert, weil sie schlichtweg unverständlich sind. Ich meine sowas wie Spekulationen über einen möglichen Vereinstod, vor allem, wenn man doch lebt. Man muss sich das einmal klar vor Augen führen, welchen Sinn so eine Diskussion hat. Einen Untergang zu prophezeien bedeutet nämlich, an diesem zu arbeiten (Jede Prognose oder Umfrage hat manipulativen Charakter. Indem man voraussagt, wie etwas ausgehen könnte, beeinflusst man diejenigen, die das entscheiden können). Gedanken zu produzieren, die sonst noch am Vereinssinn zweifeln lassen, sind klare Anzeichen eines erkrankten Habitus.

Wenn also der Sinn einer Mitgliedschaft der ist, dass man seine Profitmöglichkeiten ausbauen will, wie kann man dann davon sprechen, wie diese eingeschränkt werden könnten?

Wie spricht also ein gesunder Verein? Vor allem leugnet er sich selbst nicht, sondern steht zu sich und seiner Geschichte. Er perhorresziert vielmehr das, was ihn krank macht. Das ist seine Selbstzensur. Damit die Profite risikofrei werden können, verhindern bestimmte Kommunikationsgesetze verlustreiches Denken und Sprechen. Das steigert das Machtgefühl.


Ganz abgesehen davon, dass jede Planwirtschaft früher oder später gescheitert ist, so wird eine gesunde Vereinsführung instintiv auf jede Einplanung von Erfolgen verzichten.

Was nämlich Ziele sind, so habe ich versucht, es im letzten Beitrag deutlich zu machen: Schulden. In diesem Fall verschuldet sich der Verein (MitgliederInnen) bei seinen SchachspielerInnen, welche von diesem einen Profit erwarten. Das bedeutet nichts anderes, als dass eine Zielsetzung im Vereinswesen eine Schuld mit sich selbst ist.

Eine planwirtschaftliche Vereinsführung, die sich also vor der Saison ein Ziel setzt, dass sie gerne erreichen will, um ihren Anlegern dieses auszuschütten, sieht sich ebenso dem Risiko ausgesetzt, bei Misswirtschaft schnell in eine Krise zu versinken. Wird diese Schuld mit längst getilgten summiert - wie etwa, dass man nach einem Abstieg wieder aufsteigen müsste und den Klassenerhalt in der soeben abstiegenen Liga schuldet -, so sind Kündigungen von Mitarbeitern nicht nur unter dem Gesichtspunkt zu verstehen, dass sie mit ihrem Lohn unzufrieden sind, sondern auch, dass die MitarbeiterInnen anscheinend denken, sie müssten jetzt mehr arbeiten. Es entsteht das Gefühl einer "vergeudeten" Saison in der unteren Spielklasse, was aber, rein faktisch gesehen, unmöglich ist, da Profit, beziehungsweise das Gefühl von Machterwerb, unabhängig von der Spielklasse entsteht. Das Glück eines Bezirksliga-Aufsteigers kann größer sein als das eines Oberligisten, wenn er sich seine Wachstumszahlen genauer ansieht.

Jede akribische Planung deutet vielmehr auf ein krankes Vereinswesen hin. Denn der geplante Erfolg wirkt dann wie ein Medikament, das dem Körper unbedingt fehlt, was er unbedingt benötigt, um sich auch gesund und munter zu fühlen. Dieses Scheinglück der Medikamente mildert das Leiden, bekämpft es jedoch nicht. Die selbstauferlegte Unzufriedenheit mit sich selbst (namentlich: der Pessimismus, der im Vereinswesen seinen Ausdruck darin findet, dass man Ziele benötigt, um sich besser zu fühlen), gilt als eine der bestgescheitertsten Dinge überhaupt. Pessimismus kann einfach nur falsch sein. Vielmehr lässt sich aus dem, woran überhaupt nicht geglaubt hat, was man überhaupt nicht als ein bewusst gesetztes Ziel hatte, mehr gewinnen als wenn man es als Ziel gehabt hätte. Dann würde nämlich die "Überraschung" fehlen.

Eine gesunde Vereinsführung spricht eben nicht über das, was ihr selbst schadet. Diese Zensur ist die Wahrheit des Vereins. Ein gesunder Verein will nichts außer seinen Siegen, die er nicht wollen kann, weil sie ihm sowieso zustehen. Die Zielsetzung von diesen Erfolgen wird erst im Nachhinein hinzugedichtet. Das Vereinswesen hat keine Ziele wie "rumdaddeln" oder "so oben wie möglich spielen". Das erwächst aus einem Rechtfertigungsglauben für die Zeit, die man investiert. Die Alternative ist also denkbar einfach: Ein starker und gesunder Geist verkraftet jede Überraschung. Das macht ihn siegreicher.


 

Nach den bisherigen Ausführungen könnte es zu Verunsicherungen gekommen sein über den Sinn und Zweck eines Vereins. Wenn Ziele generell die Gefahr implizieren, dem Vereinsleben zu schaden, wie überleben Vereine dann? Übertragen wir einmal den Charakter von Zielen: das etwas einem fehlt, auf den Moment einer Vereinsgründung. Sicherlich kann man sagen, dass die Gründerväter und -mütter das Ziel hatten, den Verein zu gebären, weil ihnen etwas fehlte. Dies würde jedoch das Wort überstrapazieren, weil ihr Wunsch nach Vereinsidentität keine wirklichen Entscheidungsalternativen in Aussicht stellte (keine anderen Ziele), sondern vielmehr autopoietisch Notwendigkeiten folgte, die bereits im Lernen von Schach beginnen. Zu sagen, die Vereingründer hatten das gemeinsame Ziel, einen Verein zu gründen, ist an dieser Stelle unhaltbar.

Um in der Pseudo-biologischen Sprache zu bleiben; so war es der immanente Trieb des Vereinswesens, das die Gelegenheit sah, sich selbst zu verwirklichen. Es besitzt kein konkretes Ziel, keine Schuld mit sich selbst, sondern ist ausschließlich auf Selbsterhaltung spezialisiert.

Wie ist es möglich, dass ein Verein sich selbst erhalten kann? Selbstverständlich benötigt er Körperteile, die bereit sind, für ihn zu arbeiten. Die SchachspielerInnen bieten sich an und fragen sich gleichzeitig als MitgliederInnen nach. Ein eigenes Gedächtnis mit einer eigenen Sprache sorgen dafür, dass die MitarbeiterInnen sich auch verstehen können.

Die Selbsterhaltung des Vereinswesens funktioniert jedoch nicht über planwirtschaftliche Aktivitäten der Mitglieder. Das Wachstum geschieht vielmehr mit Überraschungen und einer guten Verdauung. Das, was als Zielsetzung interpretiert wird, sind vielmehr Notwendigkeiten, die sich aus dem Verdauungsprozess ergeben. Wer eine gesunde Verdauung hat, der weiß auch, an was er sich herantrauen kann. Es ist aber nicht seine Verpflichtung, sein Medikament es auch tun zu müssen.

Dieses Gefühl der Verdauung sorgt für den Geschmack im Vereinswesen, indem es instinktiv versteht, was er zu sich nehmen muss, um gesund zu bleiben. Jedoch ist es gefährlich, diesen Geschmack von einer zentralen Instanz regulieren zu lassen, insbesondere weil ein Vereinsunternehmen ebenso eine Feldformation aufweist mit divergenten Sprecherpositionen (heterogene Kapitalverteilung). Es finden ständig philosophische Auseinandersetzungen um die "Wahrheit" des Vereinswesens statt. Was aber nicht vergessen werden darf: Ein gesunder Zustand wird sich um sein Wachstum keine Sorgen machen können, denn alles, was gesund ist, besitzt auch die Möglichkeit, neues Leben schenken zu können. Das ist sein eingefleischter Wille, seine Vision?

Dieser Essay dient einer kritischen Reflexion über die Mechanismen im Schachsport (PDF-Version). Zweiter Teil: Das Vereinswesen. Viel Vergnügen beim Lesen!

 

 

Wenn wir an das Schach-spiel denken, wie es durch ein spezifisches Regelwerk von anderen Spielen unterschieden ist, so stellt sich auch die basale Frage, was der Grund sein könnte, weshalb die Personen ihre Zeit in das Spiel investieren. Aus einer ökonomischen Perspektive heraus – und ich meine es wertfrei im Gegensatz zu einem Ökonomismus von Ökonomen - , ließe sich die Bedeutung des Schachspiels relativ einfach klären: Profitmaximierung.

Sei es nun in dem Aufbau von sozialen Beziehungen, in welchen man durch soziale Arbeit sich ein Beziehungsgeflecht strickt (Freunde, Bekannte, Gegner usw. erfordern Beziehungsarbeit), so dient die Ressource Zeit, welche man in das Schachspielen investiert, eben auch einem Gewinninteresse, das man sich durch die Beziehungen erhofft. EIn Gewinn von Beziehungsarbeit ist die Stabilität der Beziehungen selbst. Man lernt neue Menschen kennen, es bilden sich so genannte "Freundschaften fürs Leben", aber auch Bekanntschaften und höfliche Rivalitäten. Diese Form des sozialen Kapitals, welches man sich durch Beziehungsarbeit akkumuliert, dient auch einer Senkung von Transaktionskosten: Kann sein, dass die Kompetenz eines Schachfreundes in einer ganz anderen Situation nützlich sein kann und man dadurch die Stabilität der Bindungen für sich nutzt.

Der "Profit" oder "Gewinn" aus sozialer Arbeit lässt sich wohl auch ausdrücken als die Bestätigung der eigenen Position im anderen. Man ist nun etwas "Wert" für andere und erhält dadurch eine Nachfrage.

Was sind die Ausdrucksformen von Beziehungsarbeit? Angefangen bei losen Spielgemeinschaften zwischen zwei Personen, welche sich regelmäßig zum Schachspielen im Park oder in der Kneipe treffen, über der Organisation eines Schachvereins, der Integration erfordert - was die Freiheitsgrade seiner Mitglieder senkt, wodurch sie aber erheblich mehr Spiel- und Siegmöglichkeiten (Profite) erhalten können -, bis hin zu Verbänden; jedesmal ist abseits des Schachspiels eine organisatorische Kraft notwendig, die nicht möglich wäre, wenn man nicht die gleiche Sprache spricht, d.h. über das Schachspiel miteinander reden kann.

 


 

 

Dadurch, dass die Personen an das Regelwerk glauben, grenzen sie sich nicht nur von anderen Spielfeldern ab, sondern erhalten im Feld (Markt, Raum) eine neue Identität zugewiesen. Sicherlich sind SchachspielerInnen nette Leute, aber spielen auch wirklich alle netten Leute Schach? Wird ein Großmeister auch von allen auf der Straße erkannt oder erst von SchachspielerInnen? Man muss hier eine klare Linie ziehen zwischen einer Person, die eine Geschichte hat, und einem Schachspieler, welcher so etwas wie eine Epoche davon ist. Mit jeder Lebensgeschichte endet jede Epoche, aber mit einer Epoche endet längst nicht jede Lebensgeschichte.

Denken wir uns dieses Schema für eine Institution, die aus mindestens zwei Personen besteht, die sich reziprok wahrnehmen. So könnte man sagen, dass eine Schachpartie die minimalste Form eines Wettbewerbs ist. Die Personen bieten sich als SchachspielerInnen an und je nach dem, ob die Nachfrage des anderen angeregt wird, kommt es anschließend zu einer Begegnung, aus der ein Preis (z.B. die Wertungszahl) festgesetzt werden kann.

Der Marktpreis ist jedoch nicht nur etwas so eindeutiges wie die Wertungszahl. Ein Großmeister ohne DWZ symboliert ebenfalls einen bestimmten Wert und wird auf Turnieren daher meistens subventioniert, obwohl sein Preis speziell für diese Währung (DWZ ist eine Gewährleistung des Schachbundes) nicht berechnet wurde.

Angenommen, das, was im Schach getauscht wird, ist etwas Symbolisches, eine spezifische Sorte von Kapital, die nachher festsetzt, welchen Wert das eigene Schachspiel nimmt. Schauen wir uns an, was passiert, wenn jemand im Schach gewinnt. So ist das, was diese Person aus der Begegnung mitnimmt, ein Sieg. Er kann anschließend sagen, dass dieser Sieg zu seinem persönlichen Besitz gehört: "Ich habe gewonnen. Diese Leistung kann mir keiner mehr nehmen."

Wie steht es beim anderen? Dieser hat ebenfalls etwas aus der Begegnung mitgenommen, eine Niederlage, oder wie es so schön heißt: er hat Erfahrung dazu gewonnen. Nichtsdestotrotz wirkt sich diese Niederlage negativ auf seinen Preis in einem organisierten Markt aus. Sein Schachspiel hat für die Schachlandschaft, in der dieser Wert festgesetzt wird (z.B. Deutscher Schachbund), weniger Wert als das des anderen.

Im Laufe einer Karriere häuft ein/e Spieler/in also so und so viel Siege, Remisen und Niederlagen an, die irgendwann in einem Preis ihren Ausdruck finden und nun seinem kognitiven Produktionssystems einen eigenen Wert geben. Von einem Großmeister erwartet man, dass er gegen einen Neuankömmling gewinnt, da sein Schachspiel ansonsten auch erheblich an Wert(ungszahl) verliert.

Wie wird der Preis genau festgesetzt? Eine Preissetzung benötigt in erster Linie die formale Dokumentation, damit das Ergebnis auch anschließend zum Besitz hinzugerechnet werden kann und die Eigentumsverhältnisse korrekt sind. Daher benötigt es erstens einen einheitlichen Spielmodus sowie der Partienotation, die der Leistung eine Materialität gibt. Zweitens braucht es einen Wertungsreferenten, welcher befugt ist, Preise zu berechnen. Drittens eine Art Börse oder Dachorganisation (Schachbund, FIDE), welche den SpielerInnen eine Plattform (national/international) und ihre Währung (DWZ/ELO) anbietet, durch die sie ihr Angebot bewerten können und ihrem Schachspiel somit speziell für diesen Markt einen Wert geben. Es sei an dieser Stelle nur daran erinnert, wie oft ELO und DWZ auseinanderklaffen. Man fragt da schon fast nach einem Umrechnungskurs.

Die organisierten Marktplätze (Turniere, Ligen) müssen jedoch nicht immer einer Preissetzung unterliegen. Welchen Zweck erfüllt zum Beispiel ein Blitzturnier, wenn man doch anschließend nicht wissen kann, ob sich eine Wertsteigerung bemerkbar macht? Man ahnt es schon: Angenommen, das Tauschmittel im Schachspiels sei symbolisches Kapital, so gehören im Schach erworbene Titel aber auch Platzierungen maßgeblich zum Besitz dazu. Dieser Besitz drückt sich nicht nur in der Kommunikation aus ("X ist Landesmeister 2011" / "Y ist Vize-Landesmeister 2011" usw.), sondern erhält im Gegensatz zu einer Wertungszahl, die kontinuierlich mitgedacht wird, etwas Materielles, damit der Besitz auch nicht vergessen werden kann: Pokale, Urkunden, sonstige Geschenke. An dieser Stelle sei auf die Besonderheit eines Schachtitels hingewiesen. Dieser kann nicht zum sozialen Kapital, also etwas, was durch soziale Arbeit akkumuliert wird, hinzugezählt werden, da er nur durch schachliche Arbeit (Training, Spiele) erworben werden kann.

Auch sollte man das Argument fallen lassen, dass die Wertungszahl per se etwas zu bedeuten hat. Eine starke Niederlage kann sich positiv auf das Produktionssystems auswirken. Ebenso kann ein Rückgang an schachlicher Arbeit bei gleichbleibendem Marktpreis einen rapiden Kurssturz bei der Investition in Turniere oder Ligen nach sich ziehen.

Man beachte nun den subtilen Unterschied. Innerhalb der Leistungen finden sich Hierarchien wieder. Von einem Großmeister erwartet man nunmal, dass er seine Leistung mitbringt. Dagegen ist jemand, der irgendwann mal irgendwo Blitzmeister war, nicht zwangsläufig jemand, der auch für gutes Schachspielen steht. Die Einführung einer einheitlichen Währung im Deutschen Schach war daher sicherlich ein wichtiges Ereignis für das Schachspiel in Deutschland.

 


 

 

Ein Verein besteht aus Mit-glieder-n, welche nicht zwangsläufig über ihre Identität als SchachspielerInnen diesem angehören müssen (z.B. Ehrenmitglieder). Gesetzt dem Fall, ein Verein hat seine Geschichte, in der die Mitglieder (Personen und SchachspielerInnen) die Epochen darstellen, so ist die Stimme des Vereins nicht nur der Vorstand, sondern auch jedes einzelne integrierte Mitglied.

Analysieren wir einmal ganz genau, wie es sein kann, dass man sich über den Erfolg eines Vereinsmitglieds freuen kann, obwohl man scheinbar gar nichts dazu beigetragen hat. Wer nimmt also an diesem Profit teil? Dazu ein aktuelles Beispiel: Unsere Jugendmannschaft ist in der abgelaufenen Saison in die Jugendbundesliga aufgestiegen. Man ahnt es vielleicht schon an der Sprache. Denn mit diesem Satz ist ein Besitzanspruch ausgedrückt. Wem gehört die Jugendmannschaft? Weder mir, noch den Jugendspielern. Sie gehört dem Verein. Lokalisiert ist sie hauptsächlich bei den jugendlichen Vereinsmitgliedern. Wer spricht also über unsere Mannschaft? Der Verein. Jede Person, die sich in einen Verein integriert, erhält auch dort eine neue Identität. Das verändert die Optik. Der Verein interessiert sich für seine Mitglieder. Daher schaut man bei den Ergebnissen der Vereinsmitglieder, ob Ligen oder externe Turniere, genauer hin. In Wirklichkeit ist es somit nicht der Schachspieler, der sich über den Erfolg freut. Schließlich sind es seine Kontrahenten. Es ist der Verein, der den Profit wahrnimmt. Man achte in Zukunft auf das Sprechen, wenn es zum Beispiel heißt: "Ich spiele bei einem Bundesligisten." Der Profit wird zur Schau gestellt und angelegt, damit er Zinsen abwerfen kann. Vielleicht redet man noch in zehn Jahren darüber – aber immerhin darf man darüber reden.

Warum ist nun also der Erfolg von anderen der eigene? Sich einem Verein anzuschließen, bedeutet zwar, Freiheitsgrade einzuschränken, indem man dem Verein bei sich eine Stimme gibt, andererseits bedeutet es auch, neue Marktsegmente zu erschließen. Überall, wo man Zeit einsetzt, erhebt man auch meistens einen Besitzanspruch. Ein Jugendwart spielt zwar nicht mit, wird aber durch den Erfolg der Mannschaft ebenfalls bestätigt. Seine Jugendarbeit hat sich sozusagen gelohnt, indem nun die Mannschaft, die dem Verein gehört, dem Jugendwart diesen Erfolg mittelbar über seine Vereinsmitgliedschaft zuschreibt. Dabei ist es nicht entscheidend, ob unser Jugendwart durch seinen passiven Status einen Migrationshintergrund besitzt. Vielmehr wird er sich mehr über den Erfolg freuen als jemand, der weniger dafür gearbeitet hat. Noch einmal: Es ist nicht der Schachspieler, der am Erfolg seiner Kontrahenten teilnimmt.

 


 

 

Ziele haben - wie im ganz normalen Leben - nur einen Sinn: Schulden. Indem man sich ein Ziel setzt, nimmt man gleichzeitig eine Schuld auf sich, die man (für sich oder für andere) abbezahlen will, um anschließend seinen Mehr-Besitz zu genießen. Angenommen, jemand hat Ziele wie Meisterschaft holen, Wertungszahl steigern oder Klassenerhalt sichern, so ist der/die Schachspieler/in zunächst in einer Schuld gegen sich als Person oder gegen andere. Die Person investiert die Zeit in Schach, damit es die Meisterschaft holt usw. Wenn sie die Meisterschaft holt usw., finden der/die Schachspieler/in Bestätigung in der eigenen Person: z.B. "Es hat sich gelohnt, dass Schachtraining dem Fussballspielen vorzuziehen." usw.

Gesetzt dem Fall, der Schachspieler holt nicht die erhoffte Meisterschaft, steigert nicht die Wertungszahl oder steigt mit seiner Mannschaft sogar ab, so kann man sich denken, was mit der Person los ist, wenn sie bemerkt, dass sie als Schachspieler alle ihre Ziele (Schulden) nicht bedienen kann. Es können sich Schuldgefühle einschleichen, die zu einer Abschreibung am bisher erworbenen Besitz werden. Dafür, dass die Ziele nicht erreicht wurden, denkt sich die Person, ist die Schuld ja noch da, nur irgendwo anders. Man ahnt es schon. Das eigene Schachspiel wird in Frage gestellt: "Bringt doch alles nichts. Ich hör auf." Was dieser Zahlungsausfall bedeutet, lässt sich recht gut unter dem Begriff Krise subsumieren.

Was damit gesagt werden soll, ist folgendes: Ziele und Erwartungen sind zwar die treibende Kraft für den Kapitalverkehr, jedoch sollte man das Risiko dieser Schuldenmacherei deliberativ einkalkulieren. Wer nicht das vorhandene Leistungsvermögen besitzt, um seinen Renditewahn zu befriedigen, sollte kleinere Brötchen backen. Außerdem schleichen sich schnell gefährliche Selbstverständlichkeiten ein: Man steigt auf, sichert zweimal den Klassenerhalt und anschließend wird es selbstverständlich, dass man in dieser Spielklasse spielt. Die Schuld "Aufstieg" wird transformiert in "Klassenerhalt". Das ursprüngliche Ziel gilt somit als getilgt. Daraus folgt aber auch gleichzeitig, dass bei einem Abstieg plötzlich die blanke Panik einsetzt, da eine alte Schuld sich mit einer anderen (dem Klassenerhalt der höheren Spielklasse) summiert.

Es genügt mir daher nur ein Satz zur Widerlegung des Aberglaubens, man müsste Ziele besitzen:

Gesetzt dem Fall, es gebe einen unschlagbaren, allerbesten Schachspieler, ob Mensch oder Maschine, so besitzt dieser qua Definition keine Ziele mehr. Wer stark ist, braucht keine Ziele. Er holt eh alles, was ihm zusteht. Mit Zielsetzungen oder Zweckmäßigkeiten hat er nichts zu tun. Vielmehr ist er selbst ein Ziel. An solchen Mentalitäten gibt es viel zu lernen.

 


 

 

Was ist gut? Nach den bisherigen Schlüssen alles, was der Profitmaximierung dienlich ist: Siegen tut einem gut, Verlieren aber auch, solange die Niederlage den persönlichen Besitz bestätigt oder gar erhöht. Eine starke Niederlage gegen einen starken Gegner gewinnt Erfahrung. Gut für den Schachspieler ist aber auch, wenn seine Vereins- oder auch Verbandsarbeit zum erfolgreichen Bewähren des Vereins/Verbandes beiträgt.

Was ist schlecht? Alles, was das Leistungsvermögen inhibiert, vermindert oder dessen Existenz gar völlig abstreitet. Seine Ziele komplett zu verfehlen, gleicht einer Bankrott-Erklärung. Der Satz „Ich hör‘ auf mit Schach“ ist nichts anderes, als dass die Person bestreitet, dass sie als Schachspieler noch einen Nutzen hat.

Woher stammt das moralische Urteilsvermögen des Schachspielers/in? Aus der Lebensgeschichte der Personen, welche sich maßgeblich aus der Erziehung ergibt. Von Anfang an mit Zielen konfrontiert zu sein, die man im Laufe seiner Karriere abbezahlen muss, prägt den Habitus und definiert seine Moralvorstellungen. Eine radikale Moral urteilt ausschließlich im Schachspiel selbst und nur nach Sieg oder Niederlage. Jeder Sieg ist gut. Jede Niederlage ist schlecht. Zwei Remisen sind eine Niederlage.

Die Konsequenz kann einerseits sein, dass die Schulden tatsächlich bedient werden können, andererseits ist ein solches Renditestreben auch ziemlich risikoreich und ein Zweck an sich: Es müssen laufend neue Schulden aufgenommen werden.

Was ist eine gesunde Moral? Eine Moral, die nicht nur auf Wachstum des Leistungsvermögens setzt, sondern auch womit die Schachspieler alles Krankhafte von sich fernhalten. Man beobachtet diese schon am Euphemismus des Spielers: „Ich habe zwar verloren, aber viel dazu gelernt. Nächstes Mal weiß ich, dass ich meinen Gegner schlagen werde.“ Gesund ist diese Moral deswegen, weil die Person den Schachspieler nicht als eine misslungene Epoche ansieht, wie eine Krankheit. Eine pessimistische Einstellung gegenüber dem Schach ist ein deutliches Symptom für eine degenerierende Gesundheit des Schachspielers/in. Betrachten wir noch einmal den Satz: „Ich hör‘ auf mit Schach“, so wird deutlich, dass da jemand gestorben ist.

 


 

 

Wann könnte ein Verein von sich aus sagen, dass etwas „gut“ für ihn ist.

Zunächst einmal besitzt ein Verein durch seinen Vorstand eine juristische Stimme, aber wann spricht der Vorstand für den Verein? Ich denke, man könnte es mit Gesundheit besser umschreiben. Angenommen, ein guter Verein wäre ein gesunder Organismus aus gesunden Zellen, so ist meine These: Dass er wachsen wird und instinktiv alles Krankhafte und Todbringende von sich abwehrt.

Ein Beispiel: Unsere Jugendmannschaft ist nach fast zehn Jahren unserer Neuformierung in die höchste deutsche Spielklasse aufgestiegen. Wir sind Bundesliga.

Sicherlich kann man es als Überraschung bezeichnen, da wir lange Zeit mit dem Abstieg zu kämpfen hatten. Ich denke aber, es widerspreche den Gesetzen der Natur. Was einen robusten Kern besitzt, der sich in der Landesliga immer wieder bewährt hat, beharrt nicht nur in seiner Nische, sondern sieht zu, wie andere scheitern und nutzt so seinen Vorteil.

Ein grundlegender Fehler wäre es, sich diesen Profit nun abzustreiten. „Das wird eh nichts“, „In fünf Jahren gibt es keine Jugendmannschaft mehr“ etc. Man ahnt es schon, wer so spricht: ein krankhafter Organismus. MitgliederInnen, die sich z.B. mit dem Pessimismus angesteckt haben, können ihre Krankheit schnell auf andere übertragen. Man hüte sich vor einer Epidemie! In solchen Fällen, die klare Symptome eines degenerierenden Habitus sind, sind vor allem gesunde Köpfe und Ärzte notwendig, die alles Krankhafte instinktiv perhorreszieren.

Zwar ist die Widerlegung des Pessimismus immer ein langweiliges Unterfangen, aber wenn schon, dann halte ich es daher wie mit den Dinosaurier: Die sind zwar auch ausgestorben, ok. Aber in ihrer Zeit, da waren die wenigstens G R O ß .

 


 

 

Zunächst einmal ist die Ressource Zeit, ganz gleich welcher Weltanschauung man auch angehört, geschenkt. Je nach Weltanschauung gibt es unterschiedliche Rechtfertigungsversuche für das Geschenk ex nihilo – vor wem man auch immer seine Rechtfertigung abliefern will, ob Gesellschaft oder ein höheres Wesen. Sagt z.B. jemand von sich, dass Schachspielen vergeudete Zeit ist, so ist es immer in Bezug auf seine Weltanschauung, dass diese Person die Ressource nicht vernünftig investieren kann oder konnte, um seine inkorporierte Bringschuld für sein Geschenk zu bezahlen. Schach zu spielen anstelle von Hausaufgaben zu machen und es retrospektiv als „vergeudet“ zu stigmatisieren – dieses Urteil bedeutet nämlich, dass der Habitus zuerst Erfolg im Schulsystem nachweisen muss, damit er einen sicheren Platz im Produktionssystem der Gesellschaft einnehmen kann, die ihm dadurch sein Geschenk rechtfertigt. Nicht zu verwechseln mit der Moral eines Schachspielers: Diese/r muss sich zuerst im Schach engagieren, um dort Erfolg nachzuweisen, welcher ihm dann versichert, dass seine Zeit „gut“ angelegt war.

Ich leugne daher irgendeine absolute Position, von wo aus man sagen könnte, das Schach an sich gut/schlecht/sinnvoll/nutzlos usw. wäre. Vielmehr ist es wichtig, wer gerade spricht. Ist es der Schachspieler, ein Vereinsmitglied, Fussballspieler usw. oder die Person? Selbst wenn man es radikalisiert und behauptet, man könne mit Schach seine Zeit vergeuden, so wird es dadurch verschenkte Zeit, mit der andere vielleicht etwas anfangen konnten.

Als Person bleibt da wohl nichts anderes übrig, als zu seiner Geschichte zu stehen und eine Moralisierung der Epochen zu vermeiden. Bekanntlich sind es ja auch immer Sieger, die die Geschichte schreiben.

ljem2009

Die LJEM 2009 sind heute zu Ende gegangen. Im lang erwarteten größten Schleswig-Holsteinischen Jugendturnier messen sich schon seit Jahren die besten Jugendspieler des Landes. Die Schachfreunde Burg stellten mit Luisa (U10) und Hendrik Janke (U12), Jan Hennig (U14 Vormeister), Lars Nonnenmacher (U18 Meisterklasse), Philipp Schramm (U18 VM) und meiner Wenigkeit (U25 Open) insgesamt 6 Teilnehmer. Eine weitere Burger Teilnehmerin wollte nicht für uns starten, aber dazu später mehr. Zwar war die U18 Meisterklasse, in der auch der Landesjugendmeister gekürt wird, lange nicht so gut besetzt wie vor 2 oder 3 Jahren, aber Isaak Falke(Elmshorn) hat sich dieses Jahr den Titel gesichert. Das Abschneiden der Burger Teilnehmer war eher unter den Erwartungen. Die Zeiten, in denen wir die oberen Plätze in den Nachwuchsklassen U10/U12 belegten, scheinen wohl erst einmal vorbei zu sein. Unsere größte Hoffnung Hendrik landete am Ende nur auf einem 11ten Platz, zeigte sich aber hochmotiviert. Das ist wichtig. Seine Schwester Luisa konnte bei ihrer ersten Turnierteilnahme 4 Siege sammeln und belegte in der U10 Platz 36 von 46 Teilnehmern. Jan verlor die letzten beiden Spiele und sackte so noch auf Platz 27 ab (59 Teilnehmer). Philipp verlor zwischenzeitlich 3 Spiele und wurde 12ter (18 Teilnehmer). Ob Lars mit 3 Punkten und einem 7ten Platz die Meisterklasse halten kann, ist noch fraglich. Im U25 Open, welches ich spaßeshalber aufgrund der Spielpraxis spielte, wurde ich 7ter.

 

Die LJEM war rundum gelungen und gut organisiert. Meine Erfahrungen mit abschließendem Fazit fasse ich in diesem Bericht zusammen.

 


Am Ostermontag ging es endlich los.
Hochmotiviert reisten wir zu viert (Lars, Jan, ich und Betreuer Thomas) an. Philipp hatte noch „was zu erledigen“, wollte aber rechtzeitig zur ersten Runde erscheinen. Was auch immer. Er schaffte es aber nicht und verlor daher kampflos.
Während der Fahrt nach Neumünster konnten wir Jan dazu überreden, in der Jugendherberge zu übernachten, um so ein Burger Domizil zu beziehen. Dort angekommen erwartete uns aber der erste Schrecken. Wir erfuhren, dass die Jugendherberge überbucht ist- was mich ehrlich gesagt wundert bei dem Essen, was man dort bekommt. Kuscheln war also angesagt. Unser Zimmer teilten wir vorerst mit 4 äußerst „sympathischen“ Uetersenern, die erstmal darüber diskutieren mussten, weshalb man 4 Zimmerschlüssel, die sie besessen haben, teilen sollten. Nach einigem Hin und Her bekamen wir letztendlich unser eigenes Burgzimmer.
In der ersten Runde spielte wie gewohnt die obere Hälfte gegen die untere. In einem verkorksten Sizilianer konnte ich durch aktiveres Figurenspiel gegen Mark Johnson gewinnen. Jan stellte völlig überraschend einen Turm im Endspiel ein und verlor daher gegen einen DWZ schwächeren Gegner. Lars einigte sich mit Constantin Adamovski auf Remis und war mit diesem Resultat überhaupt nicht zufrieden.
Am Abend traten wir zu dritt beim Mannschaftsblitz an und konnten unter den erschwerten Bedingungen (letztes Brett verlor immer kampflos) einen hervorragenden 8ten Platz belegen. Lars wurde sogar mit 6 aus 7 Brettbester an 2. Jan holte an Brett 3 drei Punkte. Ich konnte 5 Punkte für die Mannschaft sammeln. Das Team des KSG Meerbauer wurde Mannschaftsblitzmeister.
Eine halbe Stunde nach Ende des Mannschaftsblitzes kam Philipp.


Doppelrunde. Jan konnte in der ersten Runde gewinnen. In der zweiten verlor er wieder unglücklich. Mit einem Punkt aus drei Spielen erwischte er daher keinen guten Start.
Lars musste in der Doppelrunde gegen gleich zwei Favoriten ran und verlor beide Spiele. Einzig Philipp lieferte mit 2 Siege ein perfektes Ergebnis. Im U25 Open hatte ich mehr mit meiner Erkältung zu kämpfen, als mit den Stellungen. Am Ende reichte es für einen halben Punkt aus zwei Spielen.
Am Abend fand auch noch die Jugendversammlung statt, bei der ich zum ersten Mal anwesend war. Insgesamt verlief die Versammlung dort sehr ruhig bis auf 2-3 Punkte, die für heiklen Gesprächsstoff sorgten. Der Vorstand wurde bis auf ein paar Veränderungen weitestgehend wiedergewählt. Den Webmaster der Schachjugend macht ab sofort Otto Moritz (Elmshorn). Eberhard Schabel (TuRa) übernimmt für ein Jahr den Posten des Mädchenschachreferenten von Anke Behrend (Wrist). Martin Reincke (Segeberg), der schon seit dieser Saison die Ligen leitet, übernahm das Amt des Spielleiters Mannschaft von Björn Behrend (Wrist).


Nachmittagsrunde. Dennoch, 7 Uhr aufgestanden, ab zur Apotheke, Nasentropfen geholt, bei der Turnierleitung erkundigt, ob es ein Dopingmittel ist -> Jo, ist es (aber ein legales). Völlig übermüdet ging es dann um 13:30 mit der vierten Runde weiter. Ich spielte mit Weiß gegen den DWZ Favoriten Anton Bulygin aus Lübeck. Das letzte Mal, als ich mit Weiß eine Partie verloren habe, war März 2008. Die Serie musste aber irgendwann reißen und so passierte es diesmal auch. Lars und Philipp remisierten, Jan konnte wieder gewinnen.

 

Heute startete dann auch das Turnier für die Lütten (U10 / U 12). Hendrik gewann seine beiden Partien, seine Schwester Luisa, die ihr erstes großes Turnier spielt, siegte ein Mal und verlor in der zweiten Runden.

 

Im Analyseraum traf ich nachmittags Anna-Lena Schramm, die als Gastspielerin für TuRa Harksheide antritt.

Ich musste zweimal hinsehen, um zu erkennen, was sie da anhatte: Ein TuRa-Harksheide T-Shirt. Als ich sie dann darauf ansprach, warum sie denn das T-Shirt trägt, sagte sie mir, dass sie für TuRa antritt. Ich erwiderte, wie sie für TuRa antreten kann, wenn es ein Einzelturnier ist und jeder für sich selbst spielt.

Sie konnte mir keine Antwort liefern.

Sei's Drum. Ehrlich gesagt habe ich das Turnier von Anna-Lena nicht mitverfolgt. Das TuRa-Harksheide-T-Shirt hat mich da ein bisschen abgelenkt.

 

Highlight des Abends: Ü-Schach. 111 Teilnehmer verlangten von der Turnierleitung alles ab. Bis alle an ihren Brettern saßen, verging auf Grund der Lautstärke, die dort herrschte, auch mal eine viertel Stunde. Da aber die meist jüngeren Teilnehmer bereits um 22 Uhr im Bett sein mussten, konnten so nur 5 Runden gespielt werden. Nach drei Runden „Bretter drehen“, „2te und 7te Reihe wird geräumt“ und ähnlichen Späßen wurde es mir auch zu langweilig.


Letzte Doppelrunde für U14-U25, drei Runden für U10-U12. In der fünften Runde erwischte ich das Freilos und musste daher pausieren. Jan konnte sich mittlerweile fangen und spielte ein königliches Königsgambit, was ihm den Sieg einbrachte. Lars gelang eine kleine Sensation als er gegen Isaak Falke (Elmshorn) remisierte. Philipp bewies Durchhaltevermögen und war noch um 12 Uhr alleine mit seinem Gegner im Spielsaal. Im Endspiel musste er sich Florian Winzek (Heide) geschlagen geben. In der sechsten Runde verlor er gegen den Ü-Schachsieger Tammo Bansen (Segeberg), der am Ende die Vormeisterklasse für sich entschied. Lars spielte Remis gegen Weisz, der Weiß hatte. In der U12 erlitt Hendrik den ersten Rückschlag, ließ sich einzügig Matt setzen und holte so "nur" 1,5 Punkte aus 3 Spielen. Luisa konnte ein Spiel gewinnen und verlor zwei.

 

Am Abend fanden die Landesjugendblitzmeisterschaften statt.. Während Jan sich für das G-Finale qualifizierte, spielte Lars im C- und ich im B-Finale. Jan, der mit mir in der Vorrunde war, konnte das G-Finale gewinnen. Lars wurde geteilter zweiter. Im B-Finale belegte ich den fünften Platz. Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht.

 


Nachmittagsrunde für U14-U25. Jan bereitete sich diesmal mit Thomas auf seinen Gegner vor und es brachte auch wirklich was. Im Endspiel stellte er aber richtig ärgerlich und ohne jeglichen Grund seinen Turm ein, konnte aber noch Remis spielen. Die Hoffnungskerze, oben irgendwie noch mitzuspielen, schien erloschen. Philipp verlor sein drittes Spiel in Folge gegen Thomas Mandelkow (TuRa), der krankheitsbedingt zwei Spiele aussetzen musste. Hätte ich vielleicht auch machen müssen, dennoch gewann ich in der siebten Runde. Lars übersah in der entscheidenden Phase gegen Martin Student (Bargteheide) ein Opfer, was ihm mindestens Remis einbrachte und verlor.
Hendrik erwischte einen rabenschwarzen Tag, nachdem er zwei Partien verlor. Luisa konnte 50 % machen.

 

Am Abend stand wie jedes Jahr die Tandemmeisterschaft an. Für Burg gingen wie immer Thomas und ich an den Start. Das Ziel A-Finale wurde dieses Mal nicht erreicht. Im B-Finale verloren wir 5 von 10 Spielen in Folge und wurden so nur 8ter. Mittlerweile spielen wir eher selten Tandem im Verein. Solange wir in der Landesliga dadurch einen sicheren vierten Platz belegen, ist es ein Opfer, dass ich gerne akzeptiere.

In A-Final Zeiten waren die "Trainingseinheiten" deutlich mehr, ganz im Gegensatz zu der Tandemmannschaft aus Bad Schwartau, die laut Aussage eines Spielers zweimal die Woche 3 bis 4 Stunden Tandem spielen. Das hat sich offensichtlich ausgezahlt. Im A-Finale belegte Bad Schwartau die Plätze 1, 3 und 6 von insgesamt 12 Teilnehmern. Mit Schmidt/Hausherr, die wie jedes Jahr gewonnen haben, hat man auch die besten Trainingspartner.


Für die Klassen U14-U25 stand auch heute nur eine Runde an, die sehr früh begann (8 Uhr). Mein Gegner schaffte es nach 45 Minuten ans Brett. Wenn ich die Wartezeit bei allen summiere, dann waren es sicherlich 2 Stunden, die ich "zu früh" da war.

Wieder gab es eher negatives als positives von den Schachbrettern zu berichten. Philipp fühlte sich müde und bot seinem Gegner schnell Remis. Hendrik und Luisa holten je 50 %.

 

Am letzten Abend stand wie jedes Jahr ein "Farewell" Abend an, in dem lustige Spiele gemacht wurden. Obwohl die Veranstaltung doch sehr amüsant war, war die Beteiligung nicht so rege wie erhofft.

 

Isoliert sich der Schachspieler lieber alleine im Zimmer?


Der letzte Tag. Für die Burger gings um nichts außer um gutes Schach. Sinnloses Geschiebe war daher nicht drin. Während des ganzes Turniers endete nur eine Burger Partie Remis aufgrund einer Null-Bock-Haltung. Das war vor einigen Jahren noch anders.

 

Fazit

Positiv fand ich, dass es dieses Jahr wieder ein Bulletin gab. Dennoch sah man, dass die Qualität des Turnierheftes deutlich abgenommen hat. Die Zeiten, wo Malte Ibs und Stefan Patzer ihre amüsanten Berichte massenhaft schrieben, sind wohl gezählt. Es fehlten einfach Leute, die Berichte schreiben, weshalb einige zu unfreiwilligen Helfern wurden. Selbst Malte hat sich neben der Gesamtorganisation wieder etwas daran beteiligt.

Was ich überhaupt nicht gut finde, ist, dass wenn die Schachjugend Schleswig-Holstein eine Jugendherberge überbucht, dann ist es ein gutes Geschäft für den Inhaber/in. Wenn das Essen dann einfach grauenvoll ist, dann hinterlässt es keinen guten Eindruck für das Haus. Wieso man immer wieder Haare, Reste vom Vortag etc. im Essen und Besteck finden muss, kann ich einfach nicht verstehen. Man kann doch in der Zeit, wo wahrscheinlich Rekordumsatz herrscht, sich ein bisschen anstrengen.

Jemand, der unbedingt innerhalb von 5 Tagen 5 Kilo abnehmen will, der sollte dort übernachten. Ich habs zumindest.

 

In diesem Jahr gab es keine großen Überraschungen aus Burger Sicht. Einzelturniere liegen uns einfach nicht. Die DWZ, die wir in der LJEM verlieren, gewinnen wir in der Liga wieder. So war es immer und solange wir als Mannschaft weiterhin Erfolg haben, ist es mir auch boogie. Schließlich sind wir alle Amateure und es ist viel schöner, wenn man kollegial am Erfolg teilhat, als einzeln.

Meine Zeit in der Jugend sind mit diesem Turnier wohl auch gezählt. Einmal als 14jähriger Meisterklassenluft geschnuppert, doch was bringt es letztendlich, wenn man im Jahr x den x-ten Platz in der Meisterklasse belegt hat?

 

Innerhalb von 5 Jahren von keiner Jugendabteilung zu Landesliganiveau klingt einfach viel besser!

 


U 10 (45 Teilnehmer)

 

Nr.
Teilnehmer
TWZ
Verein
S
R
N
Punkte
Buchh Attr.
1. Lehmann, Erik 787 TuRa Harksheide 8 2 1 9 74 M
2. Rost, Henning 794 SV Bad Schwartau 7 2 2 8 75.5 M
3. Kruck, Lukas ---- Lübecker SV 8 0 3 8 69.5 M
36. Janke, Luisa ---- SF Burg von 1966 4 0 7 4 58 W

 

U 12 (46 Teilnehmer)

 

Nr.
Teilnehmer
TWZ
Verein
S
R
N
Punkte
Buchh
Attr.
1. Faden, Maximilian 1201 TuRa Harksheide 8 2 1 9 72.5 M
2. Stolberg, Daniel 1421 SK Doppelbauer Kiel 7 3 1 8.5 76 M
3. Krause, Benedict 1210 Ahrensburger TSV 5 6 0 8 79 M
11. Janke, Hendrik 1264 SF Burg von 1966 6 1 4 6.5 74 M

 

U 14 Vormeister (59 Teilnehmer)

 

Nr.
Teilnehmer TWZ
Verein S
R
N
Punkte
Buchh
Attr.
1. Salzig, Levin 1086 Kieler SG von 1884 / Meerbauer 7 1 1 7.5 51.5 M
2. Slepica, Bennet 821 Lübecker SV von 1873 6 2 1 7 48 M
3. Hintz, Benedikt 1351 SC Wrist-Kellinghusen von 1979 5 3 1 6.5 52 M
27. Hennig, Jan 1006 SF Burg von 1966 4 1 4 4.5 39 M

 

U 18 Vormeister (18 Teilnehmer)

 

Nr.
Teilnehmer
TWZ
Verein
S
R
N
Punkte
Buchh
Attr.
1. Bansen, Tammo 1493 Verein Segeberger SF 6 1 2 6.5 39.5 M
2. Radßat, Rene 1528 SV Bad Schwartau von 1930 4 4 1 6 45.5 M
3. Warter, Jacob 1686 SV Bad Oldesloe 4 4 0 6 41.5 M
12. Schramm, Philipp 1255 SF Burg von 1966 3 2 4 4 38 M

 

U 18 Meisterklasse

 

Nr.
Teilnehmer
TWZ
Verein
S
R
N
Punkte
Buchh
Attr.
1. Falke, Isaak 1950 Elmshorner SC von 1896 7 2 0 8 32.25 M
2. Jacobsen, Henrik 1886 Kieler SG von 1884 / Meerbauer 6 2 1 7 26.25 M
3. Kim, Oi-sin 2095 Kieler SG von 1884 / Meerbauer 6 1 2 6.5 24 M
7. Nonnenmacher, Lars 1596 SF Burg von 1966 0 6 3 3 12 M

 

 


Zum Abschluss noch die neuen DWZ-Zahlen

 

alt
neu
Differenz
Schäfer
1659
1659
0
Nonnenmacher
1596
1592
- 4
Janke, H
1264
1195
- 69
Schramm, P
1255
1187
- 68
Hennig
1006
953
- 53
Schramm, A
779 766 - 13
Janke, L
746

 

Angaben ohne Gewähr

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